Über mich.
Exklusiv-Interview mit Leserkanone
Leserkanone:
Herr Møle, vor Kurzem erschien Ihr Roman »Fuck.«. Womöglich hat noch nicht jeder Besucher unserer Webseite Notiz von dem Buch genommen, könnten Sie es unseren Lesern daher kurz mit eigenen Worten vorstellen?
F. E. Møle:
»Fuck.« erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die sich gegen ihr einengendes Elternhaus wendet und einem Mann zu Füßen wirft, der sie nur ausnutzen will. Sie erträumt sich eine gemeinsame Bilderbuch-Zukunft und wird emotional abhängig von ihm, bis sie sich schließlich auf dem Straßenstrich wiederfindet. Der Leser begleitet sie bei ihrem Abstieg.
Leserkanone:
Heutzutage gehen viele Autoren und Verlage großzügig mit dem Begriff des »Thrillers« um und bezeichnen auch einfachste Krimis bereits als Thriller, da die Schublade vermutlich mehr Zugkraft beim Leser hat. Was macht Ihren Thriller zu einem »richtigen« Thriller, und wie verdient er sich das Zusatzprädikat des »Psycho«-Thrillers?
F. E. Møle:
Bei »Fuck.« wird der Leser in die Geschichte hineingeworfen und erlebt sie direkt mit. Er leidet mit der Protagonistin mit. Das verstörende und düstere Setting des Rotlichtmilieus unterstützt die bedrohliche Stimmung. Für mich muss ein Thriller nicht zwangsläufig blutig sein und Morde zeigen, als eindeutige Thrillerelemente erachte ich unterschwellige Angst und ein Unbehagen, die sich während des Lesens ausbreiten. Und durch die Erzählung aus Yessicas Sicht (Ich-Perspektive) ist der Leser ganz nah dran am Geschehen, ihrer Sicht, ihrer Psyche, die im Mittelpunkt des Buches steht.
Leserkanone:
Was macht Yessica zu einer solch »besonderen« Romanfigur, dass man sie unbedingt kennenlernen sollte? Was schätzen Sie an ihr persönlich?
F. E. Møle:
Yessica ist unsicher, deshalb definiert sie sich über ihre Sexualität. Doch in Wahrheit sucht sich nach Liebe, nach Geborgenheit und nach sich selbst. Durch ihre Naivität polarisiert Yessica stark. Nicht jeder Leser kann und will sich in sie hineindenken. Die Figur ist ganz bewusst so angelegt, denn bei Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen, ist ein derartiger Fall unwahrscheinlich.
Was ich an Yessica schätze, ist ihre enorme Stärke. Ihre Illusion einer perfekten Liebe lässt sie alles durchstehen, so schrecklich die Umstände auch sind. Yessica stellt sich ihren Problemen, und das aus eigener Kraft heraus. Sie hat einen Traum und hält daran fest. Das finde ich gleichermaßen traurig wie bewundernswert.
Leserkanone:
Eine der Aufgaben eines Thrillerautors ist es, seine eigenen Protagonisten zu quälen. Was macht den besonderen Reiz daran aus, Figuren literarisch leiden zu lassen, die man als ihre Erschaffer eigentlich gerne haben müsste?
F. E. Møle:
Ich finde es höchstspannend, wie sich Menschen verhalten, wenn sie sich in Gefahren oder (scheinbar) ausweglosen Situation wiederfinden. Der Versuch, sich in einen solchen Moment hineinzuversetzen, fasziniert mich. Deshalb schreibe ich Thriller und keine Happy-End-Liebesromane.
Leserkanone:
»Fuck.« ist Ihr Erstlingswerk. Fühlt sich das »Autorenleben« genauso an, wie Sie sich das vorher vorgestellt haben? Was wünschen Sie sich vom deutschsprachigen Buchmarkt und von Ihrer Leserschaft im Speziellen?
F. E. Møle:
Das »Autorenleben« fühlt sich großartig an. Es ist ein besonderes Gefühl, sein eigenes Buch in den Händen zu halten. Und noch schöner ist das Feedback der Leser. Dass sich Menschen in ihrer Freizeit mit einer Geschichte beschäftigen wollen, die man selbst entwickelt hat, ist unbeschreiblich. Mein Ziel war es, dass EIN Mensch, den ich nicht kenne, das Buch kauft. Das habe ich bereits geschafft. :)
Leserkanone:
Sie haben Ihr Buch ohne einen »klassischen« Verlag in Eigenregie via »epubli« veröffentlicht. Was hat Sie dazu bewogen, es auf diesem Wege zu versuchen? Und halten Sie in der heutigen Zeit Verlage überhaupt noch für nötig?
F. E. Møle:
Ich habe mich für Selfpublishing entschieden, weil ich alles selbst bestimmen wollte: Titel, Cover, Inhalt. Bis jetzt bereue ich diesen Weg nicht, habe aber den Aufwand etwas unterschätzt. Denn als Selfpublisher zahlt man nicht nur mit Geld (Lektorat, Cover ...), sondern ebenso mit Zeit und Nerven.
Leserkanone:
Was können wir von dem Autor F.E. Møle in der nächsten Zukunft erwarten? Sind bereits neue Buchprojekte in Planung?
F. E. Møle:
Ich möchte definitiv weiter schreiben und arbeite bereits an einem weiteren Buch. Ganz andere Thematik, aber wieder ein Psychothriller. :)
Das Team von Leserkanone.de dankt F.E. Møle für die Zeit, die er sich genommen hat!
Quelle: Leserkanone
Exklusiv-Interview mit Bloggerin S. Baumgartner
S. Baumgartner:
Magst du ein bisschen über dich erzählen? z. B. Alter, Wohnort. Hobbys?
F. E. Møle:
Alter: unbekannt
Wohnort: Bates Motel, Zimmer 13
S. Baumgartner:
Was hat dich zum Schreiben inspiriert?
F. E. Møle:
Schon immer war ich von der menschlichen Psychologie fasziniert: Selbstwahrnehmung vs. Fremdwahrnehmung. Wozu ist die Psyche fähig? Welche Funktionen erfüllt sie? Und bis zu jedem Grad kann der Mensch sie beherrschen? Diese Fragen sind auch der Kern meiner Psychothriller.
Meistens sind es Alltagssituationen, die mich inspirieren. Geschichten, die ich mitbekomme oder Geschichten, die mir erzählt werden. Dann spinne ich sie weiter und überlege, welche Wendung(en) sie nehmen könnten, um zu einem Thriller zu werden.
S. Baumgartner:
Fuck ist dein Debüt, wie bist du auf die Geschichte gekommen? Hat sie vielleicht einen wahren Hintergrund?
F. E. Møle:
Ich bin davon überzeugt, dass es viele Fälle gibt, in denen junge, unsichere Frauen auf die „falschen“ Männer reinfallen. Die Loverboy-Methode ist ja nicht neu.
Die Idee für „Fuck.“ ist entstanden, als ich als Journalist für eine Milieustudie in einem sozialen Brennpunkt recherchiert habe. Dort habe ich mit verschiedensten Menschen über ihren Werdegang, ihren Hintergrund und ihr aktuelles Leben gesprochen. Darunter auch Prostituierte. So schrecklich die Geschichten dieser Menschen teilweise sind, so faszinierend sind sie gleichzeitig. Ich wollte mehr wissen. Und nach diversen Interviews war mir klar: Mein erster Psychothriller soll im Prostitutionsmilieu spielen.
S. Baumgartner:
Yessica ist ein sehr eigenwilliger Charakter. Ich gebe zu, ich mag sie nicht und konnte ihre Handlungen nicht nachvollziehen, bis die Auflösung kam. Was mir sehr gut gefallen hat. Hast du Yessica beim Schreiben auch so oft verflucht?
F. E. Møle:
(lacht) Nein, verflucht habe ich sie nicht. Ihre ganzes Wesen ist bewusst naiv angelegt. Sie empfindet keinen Halt in ihrem Leben und definiert sich über Sexualität. Sie sieht und hört nur das, was sie will. Das kann man „eigenwillig“ nennen, ich würde es als eine extreme Art „rosarote Brille“ bezeichnen.
Beim Schreiben hatte ich oft Mitleid mit Yessica. In vielen Situationen hätte ich sie gerne in den Arm genommen oder auch kräftig geschüttelt, damit sie endlich „aufwacht“. Gleichzeitig hätte ich ihr gewünscht, sie hätte das alles nicht durchmachen müssen. Denn im Grunde ist sie kein böser Mensch: Sie sucht nach Liebe. Und nach sich selbst.
S. Baumgartner:
Wie lange hast du an dem Buch gearbeitet?
F. E. Møle:
Ich bin niemand, der jeden Tag schreibt. Das schaffe ich (leider) zeitlich nicht. Deshalb sitze ich mal vier Stunden am Stück dran, mal nur eine halbe. Vom ersten Satz bis zur letzten Überarbeitung (nach dem Lektorat) habe ich 2 Jahre an dem Buch gearbeitet.
S. Baumgartner:
Wenn du schreibst: Wo schreibst du am liebsten?
F. E. Møle:
Die meiste Zeit schreibe ich zu Hause am Schreibtisch. Es gibt aber noch zwei andere Orte, an denen ich mich gut konzentrieren und kreativ werden kann.
In der Öffentlichkeit:
Egal, ob in einem belebten Café, bei Vorträgen/Vorlesungen, z. B. im Hörsaal, oder bei der Arbeit. Wichtig ist, dass es Hintergrundgeräusche gibt, die ich ausblenden kann. Ich weiß nicht warum, aber das funktioniert für mich besser, als wenn es ganz still ist.
In der Natur:
Im Garten, im Wald, im Feld – der Ausblick ist entscheidend. Wenn es um düstere, gruselige Stellen geht, hilft es mir besonders, wenn es dunkel ist und die einzige Lichtquelle mein Bildschirm 😊
S. Baumgartner:
Liest du selber gerne und wenn ja, was?
F. E. Møle:
Ich schreibe in dem Genre, das ich auch selbst gerne lese: Psychothriller. Ich mag skurrile, aber realistische Geschichten, tiefgründige Charaktere und unerwartete Twists.
S. Baumgartner:
Was wünschst du dir für die Zukunft?
F. E. Møle:
Aufs Schreiben bezogen wünsche ich mir, dass mein Debüt „Fuck.“ die Menschen erreicht. Dass die Leser einerseits unterhalten werden und andererseits das Thema „Prostitution“ (und die Menschen dahinter) mehr Aufmerksamkeit bekommt.
Auch ich habe den Traum, den die meisten Autoren haben: eines Tages vom Schreiben leben zu können.
S. Baumgartner:
Vielen Dank für das sehr sympathische Interview.
Quelle: Bäumchens Bücherblog